Die Zeit mit dir
Stefano und das Pinocchio haben in einer sehr prägsamen Phase mein Leben begleitet.
Die 90er – Freitag abends, wenn meine Schwester und ich mal wieder Stunden das Bad blockierten, war ohne Worte klar wo der Weg hinführte – zu Stefano ins Pinocchio.
Ich freute mich immer ihn dort zu treffen. Seine Begrüßung schien nach außen eher reserviert, aber in seinen Augen lag immer ein Funkeln und in seiner Mimik ein Stefano-Schmunzeln.
Mal saß er wie ein Fels in der Brandung an der Theke oder stand respekteinflößend als Türsteher vor der Tür. Dabei lag immer eine Atmosphäre des Willkommen seins, der Ruhe und Sicherheit in der Luft…. Und jede Menge Feiern und Spaß.
Stefano gab gerne, so schloss er auch mal das Pinocchio nach Thekenschluss ab und es gab Schorle für alle – umsonst. Und das tat er einfach so, weil wir alle SPASS hatten. Er stellte nie Erwartungen an andere, wenn er gab. Und – was manche vielleicht auch nicht wussten, weil er nicht damit prahlte – er war eine Zeit lang ehrenamtlich am Sorgentelefon für Suizidgefährdete tätig. Respekt für deinen Mut!
Stefano schaute sich die Menschen an, bevor er sie beurteilte und irgendwann entwickelte sich eine Freundschaft zwischen uns. Als viele mich die ‚Studentin‘ nannten oder fragten ‚Bischde was bässeres … sprischde jedzd hochdeutsch?‘ , machte er genau das Gegenteil von allen anderen. Er fuhr einfach nach Köln und besuchte mich dort. Und wir hatten einen riesen Spaß zusammen mit den ‚Studenten‘, die seinem Humor und Intellekt gar nicht gewachsen waren. Da muss ich heute noch laut loslachen, wie er mit wenig gezielten Worten, andere unter den Tisch gebabbelt hat. Das war klasse!
Wir haben oft irgendwelche Fahrten ins Blaue unternommen. Ich weiß schon gar nicht mehr wohin. Aber das war auch nicht wichtig. Wir hatten schon während der Fahrt einen riesen Spaß.
Sein Humor war unvergleichlich. Immer parat, schelmisch, mit einem genialen Gespür für sein Gegenüber, aber nie verletzend – zumindest in meiner Gegenwart.
Einer seiner schelmischen Scherze war, dass er mir meine erste (und einzige) ‚Kelly Family-CD‘ schenkte. Und dass, weil ich ihm damals begeistert davon erzählt hatte, dass ich zusammen mit meiner Schwester auf dem Frankenthaler Marktplatz zufällig auf einem Kelly-Family-Konzert gelandet war und ich die live tatsächlich gut fand. Und dazu nannte man meine Schwester und mich – aufgrund unseres Nachnamens – auch die ‚Kelly Sisters‘. 😉
Stefano fuhr gerne Auto und ich fühlte mich IMMER sicher bei ihm. Natürlich liebte er schnelle Autos, aber er war immer konzentriert bei der Sache, so dass ich als Beifahrer gerne mitfuhr.
An einem unserer Ausflüge waren wir mit seinem Oldtimer unterwegs. Ich war total begeistert von allem an diesem Cruiser – die durchgehende Sitzbank, dem riesigen Lenkrad, das Gefühl in einem schaukelnden Schiff zu fahren, …. Stefano war – glaube ich – selbst so erfreut, dass er mir anbot zu FAHREN. Leider lehnte ich (damals Anfang 20) – aus Angst was kaputt zu fahren – ab. Damals wurde meine Leidenschaft für schöne Autos und Oldtimer entfacht. Danke Stefano!
Unsere Freundschaft hat sich leider bereits vor Jahren verloren. Diesen Verlust bedauere ich seit damals. Nun wird er mir erst richtig bewusst.
Danke für die auch sehr tiefgründigen Gespräche, deine Wärme und Zuneigung – die du hinter deiner Fassade immer mal wieder zeigen konntest – und für deinen unvergleichlich genialen Humor – ich habe ihn geliebt.
Siggi
Fotos von damals? … bin noch auf der Suche
Das letzte mit Stefano vom Juli 2010 ….